ASF goes „Mondial“

Die 63. Ausgabe des größten Boule-Turniers der Welt „Mondial La Marseillaise à Pétanque» lockte eine 11-köpfige Delegation der Altstadtfreunde nach Marseille.

Neben den drei Musketieren Gontran (genannt Guntram), Dyrke (genannt Dirk) und Thierry (genannt Thierry) versuchten auch Claudia, Claudia und Stephan sowie Vera, Martin und Sylvia (letztere wurde von Dirk aus Ba-Wü eingekauft) ihr Glück in der französischen Metropole am Mittelmeer. Nicole und René begleiteten den Trupp als Fans.

Treffpunkt am Samstag war die Einschreibung im wunderschönen Parc Borély, der von den Veranstaltern wie jedes Jahr in einen riesengroßen Bouleplatz inklusive Stadion verwandelt worden war.

Dort erfuhr man außer dem Namen des ersten Gegners auch den Ort, an dem man am nächsten Tag anzutreten hatte. Aufgrund der riesigen Menge von teilnehmenden Mannschaften (4.112 Triplettes!) musste die erste Runde auf 28 Bouleplätzen gespielt werden, die über das ganze Stadtgebiet von Marseille verteilt waren.

Als Geschenk bekam jeder Spieler einen Beutel mit einem T-Shirt, einem Hut, einer Sau, dem Programmheft und einem Stück Seife. An den diversen Merchandise-Ständen im Bereich der Einschreibung konnte man sich darüber hinaus mit weiteren Devotionalien eindecken, wovon rege Gebrauch gemacht wurde. Anschließend wurde der Boden im Parc Borély einem ersten Test unterzogen.

Im Parc Borély wird auf Asphalt gespielt, auf den eine dünne Schicht feiner Kies aufgetragen wurde. Sehr ungewohnt und nicht ganz einfach zu spielen. Das ist eine der vielen Besonderheiten, welche die Marseillaise so einmalig und sehenswert machen. Zu den Nebenplätzen kommt man mit Shuttle-Bussen, die extra für die Spieler bereitgestellt werden und nichts kosten. Toll!

Man kann es aber auch wie Guntram machen und mit dem E-Bike zum Platz fahren. Was man Guntram allerdings nicht nachmachen sollte, ist, die Entfernung zum Bouleplatz zu unterschätzen und die Reichweite des eigenen Akkus zu überschätzen. Guntram kam vor der ersten Runde so in Zeitnot, dass er eine Abkürzung über die Autobahn nahm. Echt wahr! Da war schon klar, dass das kein normales Turnier werden würde.

 

Sonntagmorgen: Runde 1

Alle drei ASF-Teams mussten auf Nebenplätzen ran.

Team 403 (Claudia, Claudia, Stephan) bekam einen wunderschönen Platz zugeteilt, der sogar halb im Schatten lag (Luxus!) und ihnen auch vom Boden her hätte liegen sollen.

Der Gegner wäre absolut schlagbar gewesen, was daran zu erkennen ist, dass Team CCS trotz einer desolaten Vorstellung immerhin 9 Punkte holte. Leider bekam man die eigene Nervosität jedoch nicht in den Griff, so dass die aktive Teilnahme an der Marseillaise bereits nach einer Runde schon wieder zu Ende war. Da half auch die von Werner mundgeklöppelte Marseillaise-Sau nicht.

Team 1112 (Vera, Martin und Sylvia) erging es nicht besser. Sie mussten im „Hippodrom“, der Pferderennbahn direkt neben dem Park Borély, antreten. Zwei Franzosen und ein extra angereister Madegasse waren zu stark. Ergebnis: 5:13

Ganz anders das Team 1110 (Guntram, Dirk und Thierry), für das Guntram die Vorgabe gegeben hatte, mindestens drei Punkte zu holen. Die Vorgabe wurde rasch erfüllt und dann konnte befreit aufgespielt werden. Mit 13:5 gewannen sie ihr erstes Spiel schnell und souverän.

 

Sonntagmittag: Runde 2

Aufgrund mangelnder eigener Spielverpflichtung schlüpfte der Schriftwart ab Runde 2 in die Rolle von Harry Hirsch, dem rasenden Reporter. Er und der Rest der Delegation mutierten zum Fanclub der drei Musketiere Gontran, Dyrke et Thierry

Runde 2 wurde auf dem gleichen Nebenplatz gespielt, auf dem Team CCS zuvor untergegangen war. Erstaunlicherweise hatte auch das Team GDT hier so seine Schwierigkeiten mit dem Boden.

Dennoch konnte das Spiel zur großen Begeisterung der deutschen Delegation mit 13:11 gewonnen werden, nachdem die Franzosen ihren Matchball nicht nutzen konnten.

Live-Ticker:

 

Sonntagabend: Runde 3

In Runde 3 durften GDT dann endlich im Parc Borély antreten, schräg vor dem schönen Chateau.

Wieder ein enges Spiel, das dank der Nervenstärke von GDT sowie der lautstarken Unterstützung von CCSVMSNR ebenfalls mit 13:11 gewonnen wurde.

 

Live-Ticker:

Sensation! Die drei Musketiere spielen auch noch an Tag 2! Damit hatte keiner gerechnet. Das musste gefeiert werden.

 

Montagmorgen: Runde 4

Runde 4: wieder vor dem Chateau Borély, diesmal eine Bahn mit sehr großem Gefälle. Nicht einfach zu spielen, vor allem bergab.

 

 

Der Matchball von Thierry hier im Exklusiv-Video:

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Live-Ticker:

Unfassbar! Die Musketiere rocken die Marseillaise. Nun wünschten sie sich, in Runde 5 gegen einen der ganz Großen spielen zu dürfen.

 

Montagmittag: Runde 5

Der Wunsch schien in Erfüllung zu gehen. Der Gegner hieß Cano und alle dachten, es sei der berühmte Antoine Cano, dessen Spitzname vielsagend „Le Bombardier“ lautet.

Der war es dann doch nicht, aber es kam immerhin der Triplette-Meister des Departements Bouche du Rhone. Auch nicht schlecht!

Die modebewussten Franzosen traten stilecht mit Handtäschchen an.

Live-Ticker:

Nach einem verhaltenen Start gewannen die Franzosen dann letztlich dank ihrer hervorragenden Schussleistung doch souverän. Das konnte die hervorragende Stimmung im deutschen Lager aber nicht trüben. Stolz und Freude über das Erreichte, das weit über die Erwartungen hinaus ging!

„Unser“ Gegner gewann dann übrigens noch 2 weitere Spiele und schied erst im 16tel-Finale gegen eines der Favoritenteams (Robineau, Baudino, Loy) aus.

 

Der Erfolg von GDT wurde unmittelbar nach der Runde 5 schon im Parc Borély standesgemäß mit Pastis gefeiert, nachdem Dirk sein Preisgeld umgehend in Pastis umgetauscht hatte. Hierbei kam es zu Exzessen, die in Deutschland als Erregung öffentlichen Ärgernisses gewertet worden wären, von den Franzosen aber ganz locker hingenommen wurden.

 

Abends wurde dann nochmal feucht-fröhlich gefeiert.

 

Dienstag und Mittwoch

Ab Dienstag galt es, so viel wie möglich von den vielen anwesenden Weltstars des Pétanque zu sehen, als da zum Beispiel wären:

Marco Foyot:

 

Philippe Quintais und Philippe Suchaud:

 

Dylan Rocher:

 

Stéphane Robinau:


Michel Loy


Mickael Bonetto:


Ludovic Montoro, Jean-Michel Pucinelli, Benji Renau:


Jean Feltain, Moise Helfrick:

 

Sébastien Roussau:

 

Da sich um die Spiele dieser Stars immer große Zuschauermengen scharen, ist es nicht so einfach, dort überhaupt etwas zu sehen.

Die Präsidentin schaffte es aber, so nah an Philippe Suchaud heranzukommen, dass dieser mit ihr sprach, worauf die Präsidentin fast einen Ohnmachtsanfall bekommen hätte.

 

Bessere Sicht hatte man im Stadion, dafür war man aber weiter weg vom Geschehen.

 

Das Finale (Achtung: Spoiler-Alarm!)

Im Finale standen sich dann die Altmeister (Philippe Quintais, Philippe Suchaud und Jean-Claude Jouffre) und die Jungspunde (Marc Tierno, Sébastien Roussau und Tyson Molinas) gegenüber.

Jean-Claude Jouffre war in seinem ersten Marseillaise-Finale total verunsichert und legte wirklich schlecht. „Phi-Phi“ kämpften, was das Zeug hält, konnten mit 4 Kugeln aber nicht verhindern, dass sie in Rückstand gerieten. Philippe Quintais musste einmal sogar die Sau ins Aus schießen, um eine Niederlage abzuwenden. Nachdem sich die Altmeister von 2:8 auf 8:9 herangekämpft hatten, geschah dann die Sensation:

Die Sau liegt auf 9,95 m direkt an der (vom Kreis aus gesehen) linken Auslinie. Jouffre legt den Punkt 80 cm rechts dahinter. Tierno legt den Punkt 40 cm rechts. Suchaud schießt. Sein Palet rutscht nach links, direkt vor die Sau. Die Sau liegt leicht nach rechts versetzt an der Kugel, daher ist klar: bei einem Volltreffer geht die Sau hinten ins Aus, bei einem schlampigen Treffer geht sie aber nicht ins Aus, sondern kommt weiter in die Bahn hinein. Molinas schießt zwei knappe Löcher. Jetzt wird es brenzlig für die Jungspunde; die Sau muss nun unbedingt ins Aus, sonst verlieren sie womöglich sogar noch in dieser Aufnahme. Roussau schießt noch ein Loch, dann ein Treffer, aber die Sau geht tatsächlich nicht ins Aus, sondern bleibt ca. 80 cm vor der Auslinie liegen. Entfernung zum Kreis nun ca. 13 Meter. 2 Punkte am Boden für Phi-Phi und noch 4 gegen 1 Kugel. Tierno legt mit der letzten den Punkt, ca. 1 Meter vor die Sau. Philippe Suchaud will trotz der großen Entfernung unbedingt schießen und darf auch. Der Schuss kommt schnurgerade. Schrapp-Carreau! 11 liegt und noch drei Kugeln auf der Hand, die Jouffre und Quintais nur noch in die Bahn schmeißen müssen, weil der Gegner keine Kugel in der Bahn hat. 13:9 für die Altmeister!

Was mich neben der Spiel- und Nervenstärke von Phi-Phi besonders beeindruckt hat, war, wie ruhig sie trotz der schlechten Leistung von Jean-Claude Jouffre geblieben sind. Da wurde nicht gehadert und nicht gemeckert, sondern gekämpft! Das nehme ich mir für die Zukunft auf jeden Fall als Vorbild.

Euer Harry Hirsch